28 Mar
28Mar

Teil 1 - Ausreden

Kennst du das? Blitzschnell hat Dein Verstand, die passende Geschichte fuer Deine Familie und Deine Freunde, warum Du etwas nicht machst. Und auch fuer Dich selbst hast Du jederzeit eine passende Ausrede parat, weshalb Du etwas nicht wagen kannst. Dabei ist es gleichgueltig, ob es darum geht, den Beruf zu wechseln oder Dir den lang ersehnten Wunsch von der Weltreise zu erfuellen. Die Liste, der nicht gelebten Traeume ist lang und neben ihr liegt eine nicht enden wollende Aufzaehlung von Ausreden und Erklaerungen.
Hast Du Dich schon mal gefragt, weshalb Du Dir und anderen diese Geschichten erzaehlst?

Meine Ausrede diesen Beitrag nicht zu schreiben, war, dass ich nicht schreiben kann. Diese Geschichte erzaehle ich mir bereits seit meiner Schulzeit, habe also schon Uebung darin, sie glaubhaft zu vermitteln. Zum Glueck laesst Monica solche Erklaerungen nicht gelten und so blieb mir nichts anderes uebrig, als genau hinzuschauen und mich damit zu befassen. Und tatsaechlich: Bei genauerer Betrachtung ist der wahre Grund, weshalb ich nicht schreibe, nicht das fehlende Koennen, sondern meine Angst, dass Anderen mein 'Geschriebenes' nicht gefaellt. Die Angst, dass die Leser*innen das, was ich gerade in diesem Moment schreibe, kritisieren koennten. Und ja, das kann passieren. Ja, ich kann beim Schreiben nicht erkennen, ob das Geschriebene auf Zustimmung treffen wird. Folglich behielt ich all meine Gedanken und Ideen lieber fuer mich, anstatt sie zu teilen.

Weisst du jetzt, was ich meine? Aus Angst, einen Weg lieber nicht zu gehen oder keine Veraenderungen zuzulassen, kennst du das? Je oefter wir uns Ausreden und Erklaerungen erzaehlen, desto ueberzeugter sind wir, dass sie so stimmen. Aber im Gegensatz zu den Geschichten, die wir erzaehlen, sind es wir selbst, die uns abhalten. Die perfektionierten Ausreden lassen keinen Raum fuer weitere Moeglichkeiten. Sie geben nicht die Kreativitaet frei zu wachsen und Neues auszuprobieren. Der Weg der Veraenderung fuehrt immer durch die Angst und raus aus der bekannten Comfort Zone. Wenn Du Angst hast, Dich zu zeigen, musst Du genau das tun. Wenn Du Dir Veraenderung wuenscht, bleibt Dir nichts anderes uebrig, als Dich Deinen Aengsten zu stellen.

Nicht nur Du - auch ich: Ich muss nicht gleich ein Buch veroeffentlichen. Ein kleiner Blogeintrag tut es fuer den Anfang doch auch.

Und ja, es kann passieren, dass wir Beide scheitern. Die Garantie, dass etwas gelingt, haben wir nicht. Wir koennen uns aber dafuer entscheiden, es herauszufinden.

Deine Karolina

Teil 2 - Hintertueren

Wer kennt sie nicht, diese in Hollywood-Filmen so oft benutzten Hintertueren? Durch sie entkommen Schurken, Diebe, Liebhaber:innen, verstossene Soehne und viele andere. Vielleicht fragst du dich nun, was das wiederum mit dem Thema Ausreden auf sich hat? 

Lass uns das genauer anschauen und uns ueberlegen, welches denn die Beweggruende fuer das Benutzen von Hintertueren sind. Waere es nicht viel einfacher die Vordertuer, also den Haupteingang zu benutzen? Ganz offensichtlich nicht, denn Hintertueren erlauben es uns zu entkommen, sich nicht zu zeigen, sich zurueckzuziehen, sich den Tatsachen nicht zu stellen oder gar zu fliehen. 

Tueren liegen fest in ihren Angeln, haben etwas Solides und fuehren meistens in einen geschuetzten Hinterhof. Meines Erachtens ist es diese Eigenschaft, die Hintertueren so populaer macht. Wir koennen uns selber glauben machen, dass unsere Entschuldigungen und Argumente - die ich eben gerne Hintertueren nenne - stichhaltig und unumstoesslich sind und eine gewuenschte Veraenderung deshalb einfach nicht moeglich ist.   

Lass uns eine solche Hintertuere genauer betrachten… Ich kenne viele Frauen und Maenner in meinem Umfeld und von meiner Arbeit, die ihren Job machen, tagein, tagaus, freudlos und ohne Perspektive. Wenn ich sie dann darauf anspreche und frage, ob sie zufrieden sind mit der Situation, hoere ich oft folgende Antwort: «Nein, ich mag meinen Job nicht, aber ich kann ihn nicht einfach wechseln, das waere viel zu riskant - ich habe eine Familie zu ernaehren und seit kurzem kommt auch noch das Studiengeld fuer meine Tochter dazu, somit kann ich nichts aendern». 

Vor ein paar Jahren haette ich wohl noch gesagt, «Klar logisch… kenn ich – das Leben ist kein Ponyhof – so ist es einfach». Die Begruendung weshalb man nichts aendern kann und der Situation machtlos ausgeliefert ist, liegt auf der Hand. Es handelt sich um eine solide Hintertuer namens  «das Wohl der Familie». Ein handfestes Argument, ein guter Grund nichts zu aendern.. Wir werden dadurch Opfer der Umstaende und muessen die Unzufriedenheit aushalten. Wer moechte denn das Studium seiner Tochter aufs Spiel setzen? … 

Und dennoch bleibt es eine Entschuldigung, eine Hintertuere, nichts an unserem Leben zu aendern. Es geht nicht darum gleich alles hinzuschmeissen, sondern darum, unsere Wuensche und Traeume wahrzunehmen und nach Spielraeumen Ausschau zu halten, die das Leben fuer uns bereit haelt. Es gibt immer Alternativen! Uns fuer diese zu oeffnen, liegt jedoch an uns. Erst wenn wir dazu bereit sind, werden wir wieder durch die Vordertuer gehen und wahrscheinlich praesentieren sich dort mehr Moeglichkeiten als im kleinen Hinterhof….   

Und wie sieht es bei dir aus? Erkennst du die eine oder andere Hintertuere in deinem Leben?

Alles Liebe, Monica

Teil 3 - Entschuldigungen - Komfortzone - Mut

Warum Ausreden so kraftvoll sind und uns in die Irre fuehren?!

Ausreden kommen uns leicht ueber die Lippen, es sind einfach formulierte Aussagen, die wir Tag taeglich nutzen.

- Ich habe keine Zeit, weil...
- Ich kann das nicht,...
- ich habe kein Geld ...
- Ja, aber....

Diese gaengigen Einleitungen sind kleine Notluegen. Sie entbinden uns auf eine leichte und umgaengliche Weise unserer Verantwortung und sind einfache Entschuldigungen, warum wir etwas nicht tun. 

Bei Hintertueren hingegen schaut es etwas anders aus. Auch hier gestehen wir uns unsere Wahlfreiheit nicht ein und greifen zu drastischen und stichhaltigen Argumenten, in der Kategorie: "Ich kann doch nicht kuendigen und meinen Traum leben; als Alleinverdiener:in haengt die Existenz meiner Familie an mir." Dieser Satz impliziert, dass die Umstaende es nicht zulassen. Doch Vorsicht: 

Ich habe die Wahl: Grundsaetzlich haben wir die Freiheit ALLES ZU TUN, es hat nur seine Konsequenzen. Die Frage ist vielmehr, wie weit bin ich bereit fuer meinen Traum zu gehen?

Ausreden und Hintertueren im Sinne von einfachen Entschuldigungen, bis hin zu stichhaltigen Argumenten, gehoeren in den Bereich der Komfortzone. Sie hinterlassen ein Wohlgefuehl, denn sie holen dich aus der Gefahrenzone, die jede Veraenderung mit sich bringen wuerde, zurueck in den sicheren Hafen. 

Wir sind umgeben von Gewohnheiten und Routinen, die uns das Gefuehl geben, dass wir unser Leben kontrollieren. Dadurch fuehlen wir uns sicher und geborgen. Aber ist es wirklich das, was wir vom Leben wollen? Wir akzeptieren unser Schicksal, welches uns widerfaehrt. Mit Ausreden und Hintertueren gelingt es uns fast muehelos, die Situation so schoenzureden, dass wir sie einfach hinnehmen und selbst glauben, dass es keinen anderen Weg gibt. 

Und doch klopft sie regelmaessig an, diese Neugier auf Neues, der Wunsch den Alltagstrott zu verlassen, ein neuer Job, eine Weltreise. Unsere Traeume lassen sich (zum Glueck) nicht komplett unter den Teppich kehren, sondern klopfen immer mal wieder an und dann kommt diese Einladung zum mutigen Schritt aus der Komfortzone raus. 

Diesen Schritt zu wagen, bedeutet, Verantwortung zu uebernehmen fuer uns, unsere Traeume und unsere Beduerfnisse. Und wie sollen wir diese uebernehmen? Indem wir erst einmal wahrnehmen, dass tief in uns ein Wunsch nach Veraenderung ruht. Erst wenn wir uns dessen bewusst sind, koennen wir uns ueberlegen, ob wir der Veraenderung vielleicht durch Ausreden und Hintertueren, den Weg versperren. Das ist der allererste Schritt, um Verantwortung fuer uns und unsere Beduerfnisse zu uebernehmen. Und dann? Raus aus der Haengematte! Die Worte einer lieben Freundin, die passender nicht haetten sein koennen.

Alles Liebe,
Karolina und Monica

Teil 4  - Rueckblick auf das Monatsthema

von Karolina: 

Tagtaeglich nutze ich Ausreden: Die Kleinen z.B. fuer die Verspaetung zu einem Zoom-Meeting und die Groesseren z.B. fuer die Absage eines Termins. 

Eigentlich ist das oft in dem Moment auch „keine grosse Sache“ die Ausrede auszusprechen. Sie ist oft bequem und hat etwas schonendes.

Doch bei genauerer Betrachtung hat diese Bequemlichkeit einen hohen Preis. Denn ich gebe die Eigenverantwortung ab; meistens an meine Lebensumstaende: Die Familiensituation, den Arbeitgeber, die finanzielle Situation... Dabei lasse ich oft ganz ausser Acht, dass diese Umstaende das Resultat der Entscheidungen sind, die ich in der Vergangenheit getroffen habe. Und auch wenn ich mir bestimmte Umstaende nicht ausgesucht habe, sondern "hineingeboren" wurde, so liegt es doch an mir, wie ich heute mit meinem Leben umgehe und es gestalte. Gebe ich mich der Situation hin und werde dadurch Opfer meiner Lebensumstaende? Bleibe ich in meiner, mehr oder weniger, geliebten Komfortzone? Oder entschliesse ich mich, das Ruder in die Hand zu nehmen und mein Bestes zu geben, um das Leben zu leben, welches ich mir wuensche? Gehe ich „All in“? Entscheide ich mich fuer Letzteres, bedeutet das, dass ich mich meinen Widerstaenden, Problemen und Konflikten stellen darf, denn in ihnen steckt die Wachstumschance. Wachstum mag oft mit Traenen, Schmerz und auch Verzicht verbunden sein, es ist aber auch etwas Schoenes und Bereicherndes …dann, wenn du und ich darueber hinauswachsen, dann wenn du und ich uns wagen -  passieren manchmal doch Wunder.

Welche Lebensumstaende auch immer dich gerade beschaeftigen, so ist es unumgaenglich, dass du dir bewusst machst, dass du dieses Leben frei gewaehlt hast. Die Arbeitsstelle, deine Kollegen, dein Haus, deine Partnerschaft - alles hast du frei gewaehlt und damit auch die dazugehoerigen Konsequenzen. Mit der Ausrede und der damit verbundenen nicht Anerkennung deiner Selbstverantwortung nimmst du dir die Chance, deinen Handlungsspielraum zu vergroessern.
Steh fuer deine Entscheidungen ein, egal ob fuer die Kleinen oder Grossen. Trage die volle Verantwortung, gleich-gueltig ob du dich fuer oder gegen eine Sache entscheidest. Tue das mit voller Hingabe und Leidenschaft, es ist dein Commitment, dass dich ueber dich hinaus wachsen laesst.

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von Monica:

Das Thema Ausreden und Hintertueren fasziniert und fesselt mich. Wie sehr es mich bewegt, war mir zu Anfang gar nicht bewusst. Es in 3 Blog-Beitraegen zu beleuchten und dann durch den Austausch in der Gedanken-Werkstatt nochmals zu erweitern, war eine wunderbare Erfahrung.  Folgende Erkenntnis moechte ich daraus teilen: 

Es geht um: 

  • Wahrnehmen, dass wir Ausreden und Hintertueren benutzen und uns dadurch nicht auf unsere Traeume und Beduerfnisse einlassen.
  • Bewusstwerden, dass wir die Freiheit haben uns fuer die Ausreden oder dagegen zu entscheiden – BEIDES ist richtig und bringt uns weiter.
  • uns FUeR die Ausrede/Hintertuere zu entscheiden, ist eine Wahl und somit keine Ausrede mehr – es ist eine bewusste Entscheidung fuer die Komfortzone und auch das ist voellig OK.
  • Wenn wir uns GEGEN die Ausrede/Hintertuere entscheiden, ist es ein Commitment fuer unsere Wuensche und Traeume. Wir sind aufgefordert, nach Spielraeumen zu suchen, die uns ermutigen erste kleine Schritte in Richtung Neuland - raus aus der Haengematte – zu machen. Vielleicht sind es zu Anfang kleine Alternativen, die uns diesen Weg zur Realisierung unserer Traeume ermoeglichen.

Ich wuensche allen viel Freude beim bewussteren Umgang mit Ausreden und Hintertueren. Und was ich noch ganz wichtig finde, seid sanft mit euch und begegnet euren Ausreden mit Verstaendnis und Humor.  Ihr werdet merken, dass uns dieses bewusste Erleben ein Schmunzeln und Laecheln aufs Gesicht zaubert… 

Naechste Woche starten wir mit einem neuen Monats-Thema: « von blubbernden Gedanken und freundlichen Stopschildern»

Alles Liebe,
Karolina und Monica